Wir gehen bewusst durchs Leben, überlegen genau, was wir tun, und haben unsere Entscheidungen unter Kontrolle – oder doch nicht?
Reagieren wir womöglich auf externe Reize verschiedenster Art, ohne dass wir es bemerken?
Priming ist ein faszinierendes Phänomen der menschlichen Wahrnehmung und hängt eng mit Assoziationen zusammen. Was besonders spannend ist – in Studien wurde eindrucksvoll gezeigt, wie vielfältig die Faktoren sein können, die uns unbewusst beeinflussen. Die Konsequenz: wir verhalten uns womöglich so, dass es nicht mehr in unserem Interesse ist.
Aufgrund des Priming-Effekts ist es relativ einfach uns zu manipulieren – es gibt aber auch eine positive Seite des Priming, die du ebenfalls kennenlernen solltest.
Priming-Effekt – Reize hängen von vorigen Reizen ab
Der Priming-Effekt hat seinen Hintergrund in der Art und Weise, wie unser Gehirn Informationen verarbeitet und Assoziationen bildet. Durch bestimmte Reize werden Konzepte oder Ideen in unserem Gedächtnis aktiviert, was später unsere Wahrnehmung, Gedanken und Verhaltensweisen beeinflussen kann. Der Priming-Effekt kann bewusst oder unbewusst ausgelöst werden und wird von verschiedenen Faktoren wie vorherigen Erfahrungen, kulturellen Einflüssen und Medienberichterstattung beeinflusst.
Warum ist dies für uns relevant? Priming kann sich stark auf unsere Entscheidungsfindung und unser Verhalten auswirken. Gezielte Reize oder Botschaften führen dazu, dass wir etwa:
- Kaufentscheidungen treffen, die nicht in unserem Interesse sind,
- Vorurteile bilden oder sie verstärken oder
- Präferenzen entwickeln, ohne diese aktiv zu überlegen.
Der Priming-Effekt kann sich für uns negativ auswirken, er kann durch verschiedenste Eindrücke getriggert werden. Daneben können wir ihn auch bewusst nutzen, wie es etwa im Mentaltraining passiert. Es zahlt sich daher aus, sich mit diesem fundamentalen und gut erforschten Phänomen auseinanderzusetzen. Es stellt sich im ersten Schritt die Frage, was wir genau unter Priming verstehen und welche Mechanismen zugrunde liegen.
Was ist Priming und wie wird es definiert?
Der Priming-Effekt geht aus Studien des US-amerikanischen Psychologen John A. Bargh zurück. Er erforschte, wie sich Informationen, Reize oder Erfahrungen die Verarbeitung und Interpretation nachfolgender Informationen oder Reize auswirken. Der kognitive Effekt des Primings tritt dann auf, wenn das Vorhandensein eines bestimmten Reizes (Priming-Stimulus) unsere kognitive Aktivierung, Assoziationen oder Urteile verzerrt. Man kann Priming daher mit „Bahnung“ oder „Vorbereitung“ übersetzen – die Wahrnehmung von Informationen ist davon abhängig, welche Reize zuvor gesetzt wurden.
Der Priming-Bias kann bewusst oder unbewusst auftreten und basiert auf verschiedenen Arten des Primings wie semantischem, perzeptuellem oder konzeptuellem Priming. Er spielt eine Rolle in Bereichen wie Psychologie, Kommunikation, Werbung und Medienberichterstattung und kann dazu führen, dass Menschen bestimmte Informationen bevorzugt verarbeiten oder bestimmte Assoziationen bilden, die durch die vorherige Aktivierung von Konzepten oder Ideen beeinflusst wurden. Wenn etwa das Ziel einer Werbemaßnahme ist eine bestimmte Handlung zu setzen (= der Zielreiz), bereitet der Hinweisreiz die Zielperson(en) darauf vor. Trigger wie Bilder, Wörter oder andere Sinnesreize sollen möglichst positive Assoziationen auslösen, müssen daher thematisch miteinander zusammenhängen.